Tradition trifft Technologie – Die fortgeschrittene Herstellung von künstlichen Pflanzen

Letzte Woche haben wir euch als kleine Einstimmung auf unseren dieswöchigen Artikel das Land China bzw. Asien vorgestellt.  Wie wir euch bereits geschildert haben, hat die Herstellung von Seidenblumen dort eine lange Tradition. Doch mit dem Gang der Zeit und der Entwicklung von neuen Produktionstechniken hat sich natürlich viel in der Herstellung von künstlichen Pflanzen und Blumen getan und die Produkte von heute sind mit denen von damals kaum noch zu vergleichen.

Nicht nur neue Herstellungsmethoden, sondern auch andere Materialien kommen heutzutage zum Einsatz. Waren es früher wirklich nur Kunstpflanzen aus Seide, benutzt man heute oft Textilmaterialien, die mit Wachs überzogen werden, Silikon (Real Touch), augeklügelte Kunststoff-Verarbeitungstechniken bis hin zu Echtholzmaterialien, um dadurch eine fast perfekte, reale Imitation von natürlichen Pflanzen herzustellen. Und es werden stetig neue Materialien eingesetzt und Methoden entwickelt, um irgendwann eventuell die ultimative Abbildung einer natürlichen Pflanze herstellen zu können. Doch bleiben wir zunächst in der Gegenwart und gehen auf die verschiedenen Materialien ein und schauen uns an, wie diese in der Produktion verarbeitet werden.

Dazu betrachten wir einmal unseren Mammut-Olivenbaum aus unserem Kunstbaum Sortiment, weil er gleich 3 verschiedene Materialien in den 3 verschiedenen Ebenen, d.h. Stamm, Ast und Blätter, in sich vereint. Nebenbei wollen wir zu jedem einzelnen Teil des Baumes auch noch Alternativen darstellen und erklären wie diese hergestellt werden.

Mammut-Olivenbaum mit Echtholzstamm, natürlichen Ästen, 8960 Blättern und Oliven

Der Stamm und die Äste des Mammut-Olivenbaumes bestehen aus Naturholz. Um solche Echtholzmaterialien im Zusammenhang mit Kunstpflanzen zu verarbeiten werden auf Plantagen extra Bäume nur zu diesem Zweck gezüchtet, die dann nach einem gewissen Wachstum „gefällt“ werden, um nur den Stamm und ggf. die Äste nutzen zu können. Die Äste werden dann ebenfalls einzeln vom Stamm abgetrennt und durchnummeriert, sodass man sie, ähnlich wie bei einer Bedienungsanleitung, beim Zusammensetzen wieder richtig anordnen kann. Je nach Größe der Äste werden dieser entweder mit dem Stamm verschraubt oder fest mit diesem verklebt. Alternativ zu Naturholz wird bei vielen Kunstbäumen auch ein Stamm aus Fiberglas benutzt. Um solch einen Stamm herzustellen, müssen Designer erst einmal eine Form, meist aus Gips, herstellen. Dies kann bis zu zwei Wochen dauern, denn jedes Detail des Stammes muss in mühseliger Kleinstarbeit präzise in den Gips eingearbeitet werden, sodass man am Schluss eine Form erhält, die einem echten Stamm zum Verwechseln ähnlich sieht. Sobald diese Form fertig ist, wird ein Gemisch aus Harz und Glasfasern mittels Spritzgussverfahren (darauf werden wir bei den Zweigen noch genauer eingehen) hineingespritzt und ab und an werden ebenfalls Metallstäbe mit in die Gussform gegeben, um einen noch besseren Halt zu erzeugen. Wenn das Ganze schließlich ausgehärtet ist, wird der Stamm noch angemalt, denn leider ist es durch das Kunststoffgemisch nicht möglich eine naturgetreue Farbe zu produzieren. Ist die Farbe getrocknet, hat man einen wunderschönen Stamm, der normalerweise noch in einem Topf mit Zement eingesetzt wird, um dem ganzen Baum noch mehr Standfestigkeit zu verleihen.

Zum Verwechseln ähnlich – Links: Echtholz-Stamm mit nummerierten, aufgesteckten Naturästen; Rechts: Fiberglas-Stamm eines künstlichen Podocarpus

Das bereits erwähnte Spritzgussverfahren kommt auch beim nächstkleineren Teil des Baumes zum Einsatz, nämlich den Zweigen, an denen zum Schluss auch die Blätter befestigt werden. Die Zweige unseres Olivenbaums bestehen aus reinem Kunststoff und werden mittels Spritzguss hergestellt. Dazu ist es zunächst erforderlich ein Werkzeug herzustellen, in das die einzelnen Details und Eigenschaften eines Astes eingearbeitet werden. Sobald dies geschehen ist, kann die Produktion des gewünschten Teils beginnen. Die sogenannte Spritzgießmaschine besteht aus einer Schnecke, die in einem Zylinder steckt, an welchem am hinteren Teil ein Trichter angebracht ist, durch den das Kunststoffgranulat eingefüllt wird. Diese Granulate bestehen sowohl aus neuem, als auch aus recyceltem Material. Manch einer mag sich fragen: „Und warum benutzt man nicht nur recyceltes Material?“ Die Antwort ist simpel: Da man ja einen schönen, naturgetreu grünen Zweig erhalten möchte, ist es notwendig ein Gemisch aus Alt und Neu zu benutzen, denn würde man nur recyceltes Material benutzen, käme niemals auch nur im Entferntesten ein schönes, saftiges Grün bei der Produktion heraus. Der Zylinder wird an mehreren Stellen durch Heizelemente erwärmt, wodurch die Granulate im Inneren verflüssigt (plastifiziert) werden und der flüssige Kunststoff, nach der Beförderung durch die Schnecke, durch eine Düse in das angeschlossene Werkzeug eingespritzt wird. Dieses Werkzeug wird mit Nachdruck versiegelt und nach der Abkühlung bzw. einer Vernetzungsreaktion der Kunststoffmoleküle kann das fertige Teil, in unserem Falle der Zweig, entnommen werden. Moderne technische Verfahren erlauben so nahezu alle Formen und Strukturen herzustellen, die man sich nur vorstellen kann und deshalb werden eigentlich alle Teile oder auch komplette Pflanzen aus Kunststoff mit dieser Methode hergestellt.

Kunststoffzweige in den Naturästen verklebt

Als letztes fehlen uns nun noch die Blätter, welche aus hochwertigen Textilstoffen hergestellt werden. Dazu werden im ersten Schritt Werkzeuge mit dem gewünschten Muster angefertigt und in einer Presse werden aus mehreren, übereinanderliegenden Textilstoffbahnen mit Hilfe einer Stanzmaschine das Muster, in unserem Falle die Blätter, ausgestanzt. Danach werden die Blätter, meist in Handarbeit, angemalt, damit sie ein natürliches und individuelles Muster bekommen. Im Anschluss werden die einzelnen Blättchen auf große Roste gelegt und in eine Trockenkammer gebracht, in der sie getrocknet werden, damit die Farbe fest am Textilstoff bleibt. Anschließend werden sie aus der Kammer entnommen, in einer Stanzmaschine in eine natürliche Form gebogen und in mühevoller Kleinarbeit Blatt für Blatt noch so nachpräpariert, dass sie einem echten Blatt zum Verwechseln ähnlich sehen. Darauffolgend werden per Hand noch letzte Details aufgemalt und voilà, schon hat man ein wunderschönes Kunstblatt geschaffen.

Textilblätter mit feiner Maserung des Mammut-Olivenbaums

Um bei gewissen künstlichen Pflanzen und Blumen ein noch echteres Abbild zu schaffen, gibt es seit einigen Jahren noch einen weiteren Schritt der Verfeinerung. In vielen Fällen, z.B. bei Orchideenblüten, werden die Kunstpflanzen bzw. Kunstblumen nach dem letzten Schritt noch einem Bad aus einer wachsähnlichen Flüssigkeit unterzogen, wodurch eine Wachsschicht auf dem Blütenblatt zurückbleibt, die für ein noch echteres Anfühlen sorgt. Und Gefühlsechtheit spielt ja nicht nur bei Kunstblumen eine Rolle, sondern auch in der Schönheitschirurgie. Beim Topseller Nummer 1 in diesem Metier, der Brustvergrößerung, wird ein Material zur Hilfe genommen, dass die Natur am besten imitiert, nämlich das Silikon. Und genau dieses Material kommt auch bei der Herstellung von Kunstblumen oftmals zum Einsatz, denn dieses wachs- bzw. geleeartige Material kopiert den Fühlfaktor einer Orchidee oder deren Blätter nahezu perfekt und es ist kaum noch möglich die Kopie vom Original zu unterscheiden. Dieses Gefühlserlebnis wird in der Kunstpflanzen-Branche als Real Touch bezeichnet, also zu Deutsch gefühlsechtes Anfassen. Und die Suche nach weiteren Materialien die dieses Gefühl und das Erscheinungsbild der Kunstpflanzen noch verbessert, schreitet immer weiter voran.

Herstellung verschiedener Kunstblüten im Vergleich – Links: Calla aus Silikon (Real Touch); Mitte: Orchideenblüten aus Textilfasern; Rechts: Orchideenblüten aus Textilmaterial mit Wachsüberzug (Real Touch)

In seltenen Fällen müssen wir unsere Kunden ja leider vertrösten und ihnen mitteilen, dass Lieferungen nicht sofort möglich sind. Ich denke durch die Darstellung der einzelnen Produktionsprozesse wird schnell klar, warum dies der Fall ist. Viele Arbeitsschritte werden von Hand verrichtet und können sogar mehrere Stunden, Tage und sogar Wochen dauern. Des Weiteren werden die meisten Produkte in Asien hergestellt, d.h. dass die Produkte noch einen richtig langen Weg im Schiff von dort bis zu uns nach Deutschland haben. Natürlich wäre auch eine Express- Lieferung per Flugzeug möglich, doch bedenkt einmal, dass 1 Kilo per Luft- Express circa 10€ kostet; das sind schlicht und ergreifend riesige Unsummen, die man sich sparen kann, wenn man ein bisschen länger wartet.

Fertig produzierter artplants-Karton und Lastwagen mit verpackten Kunstpflanzen auf dem Weg zum Hafen in China zur Verschiffung nach Deutschland

Sobald die Produkte hier in Deutschland bei uns angekommen sind, geht es zunächst einmal an die Kontrolle der Ware mit anschließender Einlagerung auf die richtigen Plätze bei uns im Lager, sofern die Produkte in Ordnung sind. Danach können je nach Bestellung, die bei uns eintrifft, die Produkte schnellstmöglich durch das korrekte Einlagern gefunden und durch unser Team versandt-bereit gemacht werden. Wir schicken diese dann mit DHL auf ihre nächste Reise, die schließlich bei euch endet. Es ist also eine lange Kette mit vielen verschiedenen Einzelgliedern die bei der Produktion und dem Versand ineinander greifen. Wir versuchen jedoch immer unser Menschenmöglichstes, um jeden Auftrag so schnell und gut wie möglich nachzugehen und euch die Produkte zukommen zu lassen.