Bürgerentscheid in Würzburg – Kein Fall für Kunstpflanzen!

So groß unsere Begeisterung für die künstliche Imitation von heimischen und exotischen Pflanzen ist, wissen wir natürlich wie wichtig und essentiell echte Pflanzen und Bäume für Mensch, Tier und Umwelt sind. Vor allem im städtischen Raum muss das wertvolle Grün oft kommerziellem Nutzen weichen. Eine Geschäftsstelle, ein Parkhaus oder ein Wohnhaus soll gebaut werden und ein finanziell unrentables Stück Natur muss Platz machen.

Parkhäuser in der Würzburger Innenstadt. Die Marktgarage und das WVV Parkhaus

Doch die Wohnqualität der Städter hängt untrennbar mit einem Maß an natürlicher Umgebung zusammen. Wiese, Busch und Baum sorgen für sauerstoffreiche, gute Luft und bieten Rückzugsorte für gestresste Bürger und so manche Tierart.

In unserer Heimatstadt Würzburg kommt es an diesem Sonntag, den 2. Juli zu einem interessanten Bürgerentscheid. Das Aktionsbündnis „Grüner Platz am Theater“ bereitete den Weg für die demokratische Abstimmung und fordert entschlossen eine Grünanlage auf dem, aktuell als Parkplatz genutzten, Kardinal-Faulhaber-Platz. Die Gegenposition  des Stadtrats dagegen tritt für einen Kompromiss ein. „Innenstadt für alle“ lautet das Motto, was konkret bedeutet, dass dieser Platz eine Tiefgarage bekommt, es darüber aber trotzdem weitgehend parkähnlich werden soll. Eine begrünte Erholungs- und Freizeitfläche mit einem „zurückhaltendem Gebäude“ im Süden des Platzes gehören zu den groben Plänen der Stadt.

Der Ort, um den es geht. Der Kardinal-Faulhaber-(Park)Platz soll umgebaut werden

Sicher bzw. beschlossen ist, dass der Kardinal-Faulhaber-Platz, gegenüber des Mainfrankentheaters, nicht bleibt, was er derzeit noch ist – ein glanzloser, gebührenpflichtiger Parkplatz. Was letztendlich aber genau passieren soll, entscheiden nun die Einwohner der Stadt Würzburg. In erster Linie ist es natürlich löblich, dass beide Parteien, egal wie der Entscheid ausgeht, mehr grün für die Innenstadt möchten. Die Bürgerinitiative aber argumentiert, dass sich auf einem „Tiefgaragendeckel“ große Bäume nicht wirklich entfalten können und es sich bei dem Entwurf des Stadtrats um einen einschneidenden Kompromiss für die angedachte Grünoase handeln würde. Es wird befürchtet, dass das auf dem Plakat abgebildete Entgegenkommen des Ratsbegehrens rosiger bzw. grüner aussieht, als es letztendlich umgesetzt wird. Es stellt sich auch die Frage, wo und wie die Abgase aus der Tiefgarage aufsteigen werden. Man befürchtet letztendlich, dass der neue kleine Park also zum Fass mit doppelten (Beton-)Boden wird.

Das Aktionsbündnis sieht den PKW-Verkehr jahrelang bevorteilt und möchte stattdessen die Stadt fahrradfreundlicher machen und den ÖPNV fördern. Es schlägt zum Beispiel ein breites Park&Ride – Konzept vor, als Alternative zu weiteren Parkplätzen in der Innenstadt. Fahrradwege ausbauen und den Autoverkehr etwas ausbremsen – das ist eine dringend notwendige Maßnahme, glaubt man der Umfrage des ADFC zum Fahrradklima-Test 2016. Dabei schnitt Würzburg, bei allen teilnehmenden Kommunen in ganz Bayern, auf dem vorletzten Platz ab. Oftmals münden in Würzburg Fahrradwege einfach im Straßenverkehr. Radfahrer müssen dann entweder größere Umwege in Kauf nehmen oder sich, nicht immer gefahrenlos, im fließenden Verkehr eingliedern.

Fahrradwege in Würzburg enden, wie hier an der Residenz, oftmals abrupt

Wir finden, eine moderne Stadt wie Würzburg, sollte mit der Zeit gehen und Raum schaffen für ein wertvolles, urbanes Leben mit stressfreien und möglichst schadstoffarmen Möglichkeiten sich fortzubewegen. Das bedeutet, dass man umweltfreundlichen Ideen Vorrang gewährt und den Bürgern einen natürlichen Kontrast zum Shoppingerlebnis in der Innenstadt bietet.

Vorbild für den neuen Kardinal-Faulhaber-Platz, die „grüne Lunge“ Würzburgs, der Ringpark

Auch vor unserem Geschäft im Würzburger Stadtteil Sanderau mussten Parkplätze für Bäume weichen. Seitdem grünt es nicht nur in unserem Laden, sondern auch davor und unsere Mitarbeiter fühlen sich gleich ein Stückchen wohler an ihrem Arbeitsplatz!

Unser Fazit: Die Qualität einer Stadt hängt nicht von der Anzahl ihrer Parkplätze ab.

Was letztendlich nun aus dem Kardinal-Faulhaber-Platz wird, entscheiden Sie, die Bürger der Stadt Würzburg. In erster Linie zählt dabei nicht, für welches Begehren Sie stimmen, sondern dass Sie überhaupt wählen gehen. Die Demokratie ist für uns in Deutschland inzwischen selbstverständlich Teil unserer Kultur,  trotzdem dürfen wir sie nicht wie eine Selbstverständlichkeit behandeln. Nutzen sie also stets Ihre Stimme bei Wahlen und Bürgerentscheiden. :)